Wenn du von deiner verstorbenen Oma träumst – was Psychologen darüber herausgefunden haben

Wenn du im Traum mit Verstorbenen sprichst – was dein Unterbewusstsein dir sagen will

Du erwachst mit Herzklopfen. Noch eben hast du im Traum mit deiner verstorbenen Oma gesprochen oder mit einem alten Freund, der vor Jahren bei einem Unfall verstarb. Dieses Gespräch wirkte erstaunlich real, bis du realisierst: Es war nur ein Traum. Doch war es wirklich „nur“ ein Traum?

Fühlt sich dieser Zustand vertraut an? Du bist nicht allein. Studien zeigen, dass rund 60 Prozent der Trauernden nach dem Verlust von Nahestehenden von Verstorbenen träumen. Diese Träume sind oft emotional tief und spielen eine entscheidende Rolle im Trauerprozess. Doch was läuft hier in unserem Innern ab?

Warum träumen wir von Verstorbenen?

Träume von Verstorbenen sind ein normales Phänomen in der Trauerzeit. Die Trauerforschung zeigt: Unser Unterbewusstsein verarbeitet in diesen Träumen emotionale Konflikte, unerfüllte Beziehungen und offene Gedanken.

  • Verarbeitung von Trauer: Träume helfen, schmerzhafte Emotionen zu durchleben und neue emotionale Balance zu finden.
  • Beibehaltung einer Bindung: Die Beziehung zu der verstorbenen Person wird nicht beendet, sondern in eine innere Verbindung transformiert.
  • Symbolische Klärung: Unausgesprochenes oder ungelöste Themen werden im Traum aufgearbeitet.
  • Trost und Unterstützung: Viele berichten, nach solchen Träumen mit einem Gefühl des Trostes aufzuwachen.

Was im Gehirn während solcher Träume passiert

Besonders in der REM-Schlafphase ist unser Gehirn besonders aktiv, denn das ist der Zeitpunkt, in dem Träumen am intensivsten stattfindet. Emotionale Erinnerungen und ungelöste Themen werden reaktiviert. Neuropsychologische Studien zeigen, dass emotionale und gedächtnisbezogene Hirnareale während solcher Träume besonders aktiv sind.

Die Harvard-Psychologin Deirdre Barrett beschreibt Träume als Bühne, auf der unser Gehirn ungelöste emotionale Konflikte inszeniert – darunter auch komplexe Trauerfragen.

Die häufigsten Arten von Verstorbenen-Träumen – und was sie bedeuten können

Die Psychologie unterscheidet verschiedene Typen von Träumen mit Verstorbenen. Jeder Typ erfüllt eine andere Funktion für die emotionale Verarbeitung:

1. Trostträume: Frieden finden

In diesen Träumen erscheint die verstorbene Person gesund, ruhig und liebevoll. Sie überbringt oft beruhigende Botschaften wie „Alles ist gut.“

Was das bedeuten kann: Dein Unterbewusstsein hilft dir, loszulassen, und signalisiert, dass du den Verlust annimmst. Solche Träume treten besonders in den ersten Monaten nach dem Tod auf.

2. Botschaftsträume: Unausgesprochenes verarbeiten

Eine verstorbene Person spricht im Traum zu dir – über dein Leben, deine Sorgen oder über Themen, die nie zur Sprache kamen.

Psychologische Deutung: Du nutzt die erinnerte Stimme der Bezugsperson, um innere Konflikte zu klären. Diese symbolischen Gespräche fördern die psychische Integration des Verlusts.

3. Abschiedsträume: Ein letztes Gespräch führen

In diesen Träumen kommen oft Aussagen wie „Ich vergebe dir“ oder „Ich hab dich lieb“ vor – Worte, die im realen Leben nicht gesagt wurden.

Der emotionale Nutzen: Der Traum bietet Raum für einen symbolischen Abschluss der Beziehung. Besonders bei belasteten Verbindungen ist das äußerst heilsam.

4. Warnträume: Intuition in vertrauter Gestalt

In diesen Träumen gibt die verstorbene Person Ratschläge oder spricht Warnungen aus.

Was dahinter steckt: Deine eigene Intuition tritt auf in der Gestalt der Autoritätsperson, der du vertrauen kannst. Es handelt sich nicht um übernatürliche Botschaften, sondern um innere Szenarien zur Orientierung in schwierigen Lebensfragen.

Kulturelle Deutung: Wie Deutsche solche Träume verstehen

In westlichen Kulturen – besonders in Deutschland – werden Träume meist rational und psychologisch betrachtet. Während andere Traditionen häufig spirituelle oder jenseitige Dimensionen betonen, suchen Deutsche oft nach innerpsychologischen Erklärungen.

Beide Herangehensweisen befriedigen menschliche Bedürfnisse: Die eine bietet Trost durch Spiritualität, die andere durch psychologisches Verstehen.

Forschungsansicht

Professor Michael Schredl, ein führender deutscher Traumforscher, betont: „Träume von Verstorbenen sind ein normaler Bestandteil der Trauer. Sie helfen, die Beziehung zur verstorbenen Person in eine Erinnerungsform zu überführen.“

Studien zeigen, dass Menschen mit positiven Träumen über Verstorbene ihre Trauer oft leichter bewältigen als jene, die keine oder belastende Träume erleben.

Wann Träume von Verstorbenen zur Belastung werden

Obwohl solche Träume meist unterstützend sind, können sie problematisch werden. Besonders dann, wenn:

  • sie zu Albträumen werden und Angst oder Verzweiflung mit sich bringen
  • sie sich ständig wiederholen und Schlaf oder Alltag dominieren
  • Realität und Traum verschwimmen, was zur Verwirrung führt
  • Schuldgefühle entstehen oder verstärkt werden aufgrund des Trauminhalts

In solchen Fällen ist professionelle Hilfe ratsam. Trauerbegleiter, Psychologen oder Psychotherapeuten können gezielt unterstützen.

Praktische Strategien für den Umgang mit Verstorbenen-Träumen

1. Schreibe ein Traumtagebuch

Erfasse deine Träume direkt nach dem Aufwachen. So behältst du den Überblick über wiederkehrende Themen und erkennst Muster in deinem inneren Verarbeitungsprozess.

2. Bewusste Reflexion

Überlege: Welche Themen in meinem Leben könnten mit diesem Traum zusammenhängen? Was war vielleicht unausgesprochen zwischen uns?

3. Gefühle zulassen

Ob Tränen oder Trost – alle emotionalen Reaktionen sind erlaubt. Gesunde Trauerarbeit setzt auf emotionale Offenheit.

4. Suche das Gespräch

Sprich mit vertrauten Menschen über deine Träume. Das schafft Entlastung und neue Perspektiven. Auch Trauergruppen oder Foren können hilfreich sein.

Die tiefe Kraft dieser nächtlichen Begegnungen

Träume von Verstorbenen sind keine übernatürliche Kuriosität, sondern Ausdruck innerer Prozesse, die unser Geist während der Verarbeitung von Verlust und Veränderung durchläuft. Sie können trösten, ordnen und heilen – selbst wenn sie manchmal schmerzhaft sind.

Wichtig ist die Botschaft zwischen den Zeilen: Unsere Bindungen bleiben lebendig in uns. Ein nächtlicher Traum kann helfen, diesen Beziehungen einen würdigen Platz in unserem Leben zu geben.

Ein letzter Gedanke

Ob du solche Träume spirituell, psychologisch oder durch eine Kombination beider Ansätze interpretierst – sie verdienen Beachtung. Denn sie zeigen: Die Verbindung zu Menschen, die wir lieben, endet nicht mit dem Tod. Sie wird zu etwas Neuem – leise, innerlich, aber von tiefer Wirkung.

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