Während Android-Smartphones heute regelmäßig vier bis fünf Jahre lang mit Updates versorgt werden, führen Android-Tablets ein digitales Schattendasein. Viele Nutzer erleben die frustrierende Situation, dass ihr noch perfekt funktionierendes Tablet bereits nach zwei bis drei Jahren keine aktuellen Android-Versionen mehr erhält. Diese Diskrepanz zwischen Smartphone- und Tablet-Support wirft wichtige Fragen zur Gerätesicherheit und Langlebigkeit auf.
Warum Android-Tablets bei Updates benachteiligt werden
Die Ursachen für diese Update-Kluft sind vielschichtig und beginnen bereits bei der Hardware-Fragmentierung. Während Smartphone-Hersteller meist wenige, gut optimierte Modelle pro Jahr veröffentlichen, überschwemmen sie den Tablet-Markt mit unzähligen Varianten unterschiedlicher Displaygrößen, Prozessoren und Ausstattungen. Diese Vielfalt macht es für Hersteller aufwendig und kostspielig, Updates für jedes einzelne Tablet-Modell zu entwickeln und zu testen.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die geringere Gewinnmarge bei Tablets. Viele Android-Tablets werden zu Kampfpreisen verkauft, wodurch Hersteller nach dem Verkauf wenig Anreiz haben, teure Entwicklungsressourcen für langfristige Updates bereitzustellen. Im Gegensatz dazu generieren Smartphones durch Mobilfunkverträge und höhere Verkaufspreise kontinuierliche Einnahmen, die längere Update-Zyklen rechtfertigen.
Die technischen Hürden der Tablet-Updates
Android-Tablets nutzen häufig spezialisierte Chipsätze, die nicht in Smartphones zum Einsatz kommen. Diese Prozessoren erhalten oft weniger Aufmerksamkeit von den Halbleiterherstellern, wenn es um die Bereitstellung aktueller Treiber und Kernel-Updates geht. Ohne diese fundamentalen Komponenten können Tablet-Hersteller keine neuen Android-Versionen ausliefern, selbst wenn sie es wollten.
Besonders problematisch sind Display-Treiber und Touch-Controller. Tablets verwenden oft proprietäre Bildschirmtechnologien mit spezifischen Anforderungen an Auflösung, Helligkeit und Touch-Eingabe. Die Anpassung dieser Komponenten an neue Android-Versionen erfordert intensive Zusammenarbeit zwischen Tablet-Herstellern und Zulieferern – ein Prozess, der bei günstigen Geräten häufig vernachlässigt wird.
Sicherheitsrisiken veralteter Tablet-Software
Tablets ohne aktuelle Sicherheitspatches werden zu digitalen Einfallstoren für Cyberkriminelle. Veraltete Browser, unsichere App-Stores und anfällige Systemdienste machen diese Geräte zu leichten Zielen für Malware und Datendiebstahl. Besonders gefährlich wird es, wenn Tablets für Online-Banking, E-Mail oder den Zugriff auf Firmen-Netzwerke verwendet werden.
Die App-Kompatibilität leidet ebenfalls stark unter veralteten Android-Versionen. Entwickler stellen die Unterstützung für alte Android-Versionen nach und nach ein, wodurch Tablet-Nutzer schrittweise von neuen Apps und Features ausgeschlossen werden. Diese digitale Obsoleszenz tritt bei Tablets oft Jahre früher ein als bei vergleichbaren Smartphones.
Hersteller mit besserer Update-Bilanz identifizieren
Samsung hat in den letzten Jahren seine Tablet-Update-Politik deutlich verbessert und bietet für Premium-Tablets wie die Galaxy Tab S-Serie mittlerweile vier Jahre Sicherheitspatches an. Diese Geräte erhalten zwar nicht immer die neueste Android-Version, aber zumindest regelmäßige Sicherheitsupdates und Funktionserweiterungen durch Samsung One UI.
Überraschenderweise schneiden einige chinesische Hersteller wie Lenovo bei ihren Business-Tablets deutlich besser ab als bei Consumer-Geräten. Diese Tablets erhalten oft längere Update-Zyklen, da Geschäftskunden entsprechende Garantien fordern und bereit sind, höhere Preise zu zahlen.
Google Pixel Tablets stellen theoretisch die beste Wahl für langfristige Updates dar, da sie direkt von Google stammen. Allerdings hat Google seine Tablet-Strategie mehrfach geändert, was Unsicherheit über die Langzeitstrategie schafft.
Praktische Lösungsansätze für Tablet-Nutzer
Erfahrene Nutzer können durch Custom ROMs wie LineageOS das Leben ihrer Tablets erheblich verlängern. Diese alternativen Android-Versionen werden von der Community entwickelt und bieten oft bessere Performance und Sicherheit als die ursprüngliche Hersteller-Software. Allerdings erfordert die Installation technisches Verständnis und macht die Herstellergarantie ungültig.
Eine weniger bekannte Alternative ist die Nutzung spezialisierter Launcher und App-Stores. Launcher wie Nova oder Microsoft Launcher können auch auf alten Android-Versionen moderne Bedienkonzepte bereitstellen, während alternative App-Stores wie F-Droid sicherheitsgeprüfte Apps für ältere Android-Versionen anbieten.
Für sicherheitskritische Anwendungen empfiehlt sich die Isolation veralteter Tablets in separate WLAN-Netzwerke ohne Internetzugang. Diese Geräte können weiterhin für Offline-Aufgaben wie Lesen, Notizen oder lokale Medien genutzt werden, ohne Sicherheitsrisiken für das Heimnetzwerk zu schaffen.
Zukunftsperspektiven für Android-Tablet-Updates
Google arbeitet mit dem Project Treble und seinem Nachfolger daran, Android-Updates von der Hardware zu entkoppeln. Diese Architektur-Änderungen machen es theoretisch einfacher, auch Tablets länger mit Updates zu versorgen. Allerdings dauert es Jahre, bis sich diese Verbesserungen in der Praxis durchsetzen.
Die wachsende Bedeutung von Android for Work und Enterprise-Tablets könnte ebenfalls längere Update-Zyklen fördern. Unternehmen fordern zunehmend garantierte Sicherheitsupdates für ihre Geräte, was Hersteller unter Druck setzt, auch bei Tablets nachzubessern.
Letztendlich liegt die Verantwortung bei den Verbrauchern, durch bewusste Kaufentscheidungen Druck auf die Hersteller auszuüben. Tablets mit kurzen Update-Zyklen sollten gemieden werden, während Geräte mit längerer Update-Garantie belohnt werden – auch wenn sie initial teurer sind. Nur so kann sich langfristig eine Kultur nachhaltiger Tablet-Entwicklung etablieren.
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